Papst gegen Klimawandel: Franziskus in Afrika
Papst Franziskus während einer Generalaudienz im Vatikan (dpa / picture alliance / Riccardo De Luca)
Feuer im Amazonas, Rodung von Wäldern, Ausbeutung der lokalen Bevölkerung, Flucht durch Klimawandel. Papst Franziskus ist einer der lautesten Mahner, wenn es um Umweltschutz geht. Mit einer Reise nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius stellt er die Themen ins Zentrum.
Maputo/Rom (dpa) - «Die Zeit rennt davon.» Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat jüngst erneut gewarnt, dass die heutige ökologische Krise, vor allem der Klimawandel, die Zukunft aller Menschen bedrohe. «Das ist keine Übertreibung.» Kein anderer Pontifex läutet derart laut die Alarmglocken über die Umweltzerstörung wie Papst Franziskus. Das will er nun auch auf seiner nächsten Reise tun: Am Mittwoch wird er zu einer siebentägigen Tour der Hauptstädte von Mosambik, Madagaskar und Mauritius (4. - 10. September) aufbrechen.
Die Länder im Südosten Afrikas und im Indischen Ozean sind auf der Weltbühne weitgehend vergessen. Doch von den Folgen des Klimawandels sind sie besonders bedroht - vor allem Mosambik, das in diesem Jahr nicht nur von einem, sondern gleich zwei Zyklonen verwüstet wurde.
Papst Franziskus hat die Zerstörung der Umwelt und die Erderwärmung zu einem zentralen Thema seines Pontifikats gemacht. In der 2015 veröffentlichten Enzyklika «Laudato si» (Gelobt seist du) betont er vor allem die Ungleichheit des Klimawandels: «Die Erwärmung, die durch den enormen Konsum einiger reicher Länder verursacht wird, hat Auswirkungen in den ärmsten Zonen der Erde, besonders in Afrika», schrieb er.
Mosambik, wo der 82-Jährige als erstes Halt machen wird, spürt das besonders heftig. Der tropische Wirbelsturm «Idai» traf in einer März-Nacht auf Land, genau bei der Großstadt Beira. Hunderte Menschen kamen ums Leben, Zehntausende Häuser von den Fluten weggerissen, Tausende Hektar Ackerland unter Wasser gesetzt. Genau zur Erntezeit. Wenige Wochen später zog Zyklon «Kenneth» über den Norden des Landes. Insgesamt waren mehr als zwei Millionen Menschen in Mosambik betroffen und etliche weitere in Simbabwe und Malawi.
Für Klimaforscher ist klar, dass solche Naturkatastrophen mit der Erderwärmung zusammenhängen. Ein tropischer Wirbelsturm - je nach Ort der Entstehung Zyklon, Hurrikan oder Taifun genannt - bezieht seine Energie aus der Oberflächentemperatur des Wassers, wie Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung erklärt. «Wenn die Temperatur der Ozeane steigt ist klar, dass es mehr stärkere tropische Wirbelstürme gibt.» Für die betroffenen Länder wird es wohl noch schlimmer kommen: Bislang sei die Temperatur der Erde um ein Grad gestiegen, bis 2040 oder 2050 würde ein zweites Grad hinzukommen, sagt Levermann. «Das heißt: Alles, was wir bisher erleben mit den Wetterextremen, wird sich künftig sehr wahrscheinlich verstärken.»
Für den Besuch in Mosambik, in dem rund 28 Prozent der knapp 30 Millionen Bewohner Katholiken sind, hat Franziskus weitere Beweggründe. In dem Land gibt es große Armut und Korruption. Außerdem herrschen nach rund 15 Jahren Bürgerkrieg, der 1992 Mithilfe der Kirche beendet wurde, heute noch immer Spannungen und sporadische Gewalt zwischen der Regierungspartei Frelimo und der einstigen Rebellengruppe, heutigen Oppositionspartei Renamo. Jüngst unterschrieben sie erneut ein Friedensabkommen. Doch im Oktober steht eine Wahl an, auf die die Menschen mit Anspannung und Sorge blicken.
«Es ist ein Segen, dass der Papst gerade jetzt kommt», sagt die 44-jährige Katholikin Telma Mabjaia nach einer Sonntagsmesse in Mosambiks Hauptstadt Maputo. «Er wird eine Botschaft des Friedens mitbringen, dass wir den Krieg beenden müssen.» In ihren Händen hält sie stolz zwei Tickets für die große Messe des Papstes in einem Stadion am Freitag, die kurz zuvor von dem Pfarrer unter den geduldig wartenden Kirchenbesuchern verteilt wurden.
Auch die weiteren Etappen der Reise passen zum Leitbild von Franziskus, die Scheinwerfer auf vergessenes Leid zu richten. Madagaskar mit 35 Prozent Katholiken gehört wie Mosambik zu den ärmsten Ländern der Welt. Chronische Unterernährung bei Kindern ist hier besonders hoch, die wenigsten Menschen haben Zugang zu Strom, Korruption ist groß. Und das Land leidet besonders stark unter Wetterextremen: Madagaskar erlebt der Weltbank zufolge im Durchschnitt drei Zyklone pro Jahr.
Und auch das Urlaubsparadies Mauritius wird bedroht. Zwar geht es dem Inselstaat dank Tourismus und Jahren der politischen Stabilität weitgehend gut. Doch immer wieder wird vor fatalen Folgen des Klimawandels, etwa tropischen Wirbelstürmen und dem steigenden Meeresspiegel, gewarnt. In dem Land mit einer Hindu-Mehrheit und 28 Prozent Katholiken wird Franziskus voraussichtlich zudem die «Kultur des Dialogs» thematisieren, wie Kardinalstaatssekretär Piero Parolin sagte.
Als letzter Papst hatte Johannes Paul II. die drei Länder bereist. In den 30 Jahren seit dem Besuch hat sich in Mosambik, Madagaskar und Mauritius einiges zum Positiven gewendet - doch Probleme wie die Folgen des Klimawandels haben sich verschärft. Dass er die Leidenden nicht vergisst, bekundete Franziskus vor seiner Abreise nach Mosambik in einer Videobotschaft: Sein Herz erreiche und umfasse «Sie alle, mit einem besonderen Platz für diejenigen, die in Schwierigkeiten leben».
Veröffentlicht durch die Deutsche Presse-Agentur. Zu finden unter anderem im Greenpeace Magazin.